Heute war ein sehr ereignisreicher Tag für mich und meinen Mann Brian. Bevor wir nach München gezogen sind, hatte Brian für zehn Jahre als Ingenieur bei Tesla im Silicon Valley gearbeitet. Er war sogar einer der ersten einhundert Angestellten bei Tesla. Sein geliebtes Model S konnte er leider nicht mit nach Deutschland nehmen. Aber heute hat Brian seinen neuen Tesla abgeholt: das Model 3, eines der ersten Autos, die nach Deutschland geliefert wurden. Wir fuhren damit gleich nach München, da ich eine Veranstaltung mit Ben Rhodes besuchen wollte, dem ehemaligen Redenschreiber und politischen Berater von Barack Obama.
Leider hatte ich von dem Ben Rhodes Event zu spät erfahren. Als ich mich um Karten bemühte, waren bereits alle ausverkauft. Zwei Wochen lang habe ich alle möglichen Leute damit genervt, dass ich ganz verzweifelt bin und dringend noch Tickets möchte. Einzig erhielt ich den Tipp, fünf Minuten vor Beginn der Veranstaltung aufzutauchen und nach möglichen Karten zu fragen, die hinterlegt aber nicht abgeholt wurden.
Nachdem Brian sein neues Auto im Empfang genommen hatte, war noch ein wenig Zeit. Ehe ich mein Glück am Ticketschalter versuchen wollte, beschlossen wir, schon mal nach München reinzufahren, den Veranstaltungsort zu suchen, dort zu parken und noch eine Kleinigkeit Essen zu gehen. Für München, wie für ziemlich jede Großstadt, braucht man einen „Park-Engel“, der einem bei der Suche nach den wenigen freien Parkplätzen hilft und intuitiv in die richtige Richtung weist. Daher nehmen wir normalerweise auch den Zug. Doch jetzt hatten wir das neue Auto und warteten auf die von oben kommende Parkhilfe. Während wir durch die Stadt fuhren, fragte mich Brian mehrfach, ob ich eigentlich wüsste, wo ich gerade bin. Ich hatte stets eine Antwort für ihn: „Oh ja, ich erinnere diese Gegend, wir haben dort vor dem Gebäude schon mal protestiert“ – es war die amerikanische Botschaft – oder, ein paar Augenblicke später, entfuhr mir ein „Ich kenne diese Straße, hier sind wir während des Familien-gehören-zusammen-Marsches entlang gelaufen.“ Daraufhin schaute mich Brian amüsiert an und kommentierte trocken: „Ich würde sagen, dass Trump uns ganz schön beschäftigt.“ Als wir wenig später endlich einen Parkplatz gefunden hatten und auf das Gebäude zugingen, in dem Ben Rhodes sprechen würde, sah ich Brian verschmitzt an und sagte: „Diesen Ort kenne ich auch. Von hier aus ist unser Frauen-Marsch losgegangen.“
Wir waren ungefähr eine halbe Stunde vor Beginn des Events angekommen und ich sah mich ein wenig um. Plötzlich entdeckte ich eine Frau, die ich bei einer unserer Demonstrationen getroffen hatte und sprach sie an. Sie erklärte mir, dass man aufgrund der großen Nachfrage die Veranstaltung in einen größeren Saal, in dem bis zu 500 Leute Platz haben, verlegt hätte. Ich sollte mir keine Sorgen machen, es würde sich schon etwas für mich ergeben. Für mich hatte die Ansprache von Rhodes eine große Bedeutung. Ich wollte ihn hinterher unbedingt persönlich treffen und ihn darum bitten, für mein Buch möglicherweise ein Vorwort zu schreiben. Ich hatte ihn dazu bereits im vergangenen Jahr kontaktiert. Sein Buch „The World As It Is“ über seine Zeit im Weißen Haus war für mein Manuskript sehr hilfreich und ich habe daraus häufig zitiert. Lange Rede kurzer Sinne: Schlussendlich bekam ich noch Tickets – und zwar für die letzte Reihe!
In seiner Rede sprach Ben Rhodes auch über die Beziehung von Barack Obama und Angela Merkel, einschließlich ihres Abschieds voneinander. (In zitiere Rhodes in meinem Buch, wie Merkel nach ihrer allerletzten Zusammenkunft mit Obama weint). Rhodes sprach außerdem über besondere Momente während seiner Zeit im Weißen Haus, z.B. über die Krise in Syrien und über den Wechsel im Oval Office von Obama zu Trump. Ben Rhodes war gerade mal 29 Jahre alt, als er angefangen hatte, für Obama zu arbeiten. Er war zudem einer der wenigen Mitarbeiter, der während der gesamten Amtszeit Obamas für ihn tätig war. Rhodes‘ Buch ist also auch eine persönliche Geschichte über seine eigene Entwicklung. Als jemand aus dem Publikum nach seiner Beziehung zur ehemaligen First Lady, Michelle Obama, fragte, antwortete Rhodes: „Michelle sagte einmal zu mir, dass sie und ich die einzigen wären, die nirgendwo hingehen könnten.“
Natürlich besitze ich ein Buch von Ben Rhodes. Aber es war nicht klar, ob ich a) ihn überhaupt sehen und b) falls ja, es eine Signierstunde mit ihm geben würde, so dass ich pessimistischer Weise das Buch zu Hause habe liegen lassen. Ich war jedoch erleichtert, dass es am Eingang Bücher zum Verkauf gab und es hinterher tatsächlich eine Signierstunde geben sollte. Obwohl ich ja ganz hinten im Vorlesungssaal gesessen hatte, war ich eine der ersten, die mit Ben Rhodes nach seiner Rede sprach. Rhodes signierte mein frisch erstandenes Buch und sagte, dass er es immer noch in Betracht ziehen würde, für mich ein Vorwort zu schreiben. Er hätte allerdings momentan sehr viel mit seinen eigenen Veranstaltungen zu tun und keine Zeit gehabt, mir eine Antwort zu geben. Bleiben Sie dran!
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