Charles Dickens, Eine Geschichte aus zwei Städten.
Es war die beste Zeit, es war die schlechteste Zeit. Es war das Zeitalter der Weisheit, es war das Zeitalter der Thorheit; es war die Epoche des Glaubens, es war die Epoche des Unglaubens; es waren die Tage des Lichts, es waren die Tage der Finsterniss; es war der Lenz der Hoffnung, es war der Winter der Verzweiflung. Wir hatten Alles zu erwarten, wir hatten Nichts zu erwarten. Wir ginge Alle schnurstracks dem Himmel zu, wir gingen Alle schnurstracks den andern Weg – kurz, die Zeit war insofern der gegenwärtigen gleich, als einige ihrer lärmendsten Kenner behaupteten, es könnte im Guten oder Bösen nur in Superlativen von ihr gesprochen werden.
Leider wurde der Dickens-Klassiker in meiner High School Junior Honors Klasse – Fach Englisch – aus meinem vorgeschriebenen Lehrplan gestrichen, also habe ich das Buch noch nicht vollständig gelesen. Trotzdem bat mich meine Lehrkraft darum, diesen Abschnitt aufgrund seiner literarischen Bedeutung der Klasse vorzulesen, sodass wir zumindest damit vertraut sind. Als ich den Abschnitt las, war es mir unmöglich nicht darüber erstaunt zu sein, wie brillant er war und ich schwor mir, dass ich dieses Buch eines Tages lesen werde. Da ich am College das Hauptfach Geschichte/Öffentliche Politik belegt hatte, hatte ich wenig Freizeit, um mit Vergnügen zu lesen. Demzufolge wurde das Buch zu einer langen Liste von „Irgendwann einmal werde ich es lesen“ hinzugefügt, aber ich habe diese Eröffnugsworte nie vergessen.
Wenn ich daran denke, wie die Welt durch die verheerenden Auswirkungen des Coronavirus auf den Kopf gestellt wurde, fassen es keine Worte besser zusammen, obwohl ich den Titel von „Eine Geschichte aus zwei Städten“ auf „Eine Geschichte zweier Führungskräfte“ änderte. Auf der einen Seite war die deutsche Bundeskanzlerin Merkel, eine Quantenchemikerin, die ihr Volk mit Weisheit führte. Mithilfe ihres wissenschaftlichen Trainings, hörte Merkel den Wissenschaftlern und Beamten des öffentlichen Gesundheitswesen zu und arbeitete mit ihnen, anstatt gegen sie. Als Resultat blieb die Covid-19 Todesrate in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern relativ tief (7,928 Todesfälle von insgesamt 174,697 Fällen)
Die deutsche Bundeskanzlerin nahm die Krise so ernst, dass sie im März sogar ihre bisher einzige öffentliche Rede in 15 Jahren Amtszeit hielt. Aufbauend auf ihren eigenen Erfahrungen, die sie während ihrer Kindheit in Ostdeutschland sammelte, beruhigte sie die deutsche Bevölkerung sowohl über die Notwendigkeit als auch über den vorübergehenden Charakter der Stilllegung. Als Ergebnis ihrer Rede, stiegen ihre Zustimmungsraten drastisch mit 80-90%. Das Volk glaubte, dass Merkel die Krise effektiv bewältigen kann. Sie war ruhig und seriös in ihren Aussagen, und am wichtigsten, sie war ehrlich. Das sind Charaktereigenschaften, nach welchen das Volk in Zeiten einer Krise sucht. Während ein grosser Teil der Welt weiterhin in voller Quarantäne ist, hat Deutschland langsam und vorsichtig begonnen, zur Normalität zurückzukehren. Schritt für Schritt öffnen Parks, Geschäfte, Museen und Restaurants wieder, „Wir können uns ein bisschen Mut leisten“, sagte Merkel, „Wir müssen aufpassen, dass und die Sache nicht aus den Händen gleitet. Die erste Phase der Pandemie ist hinter uns, aber wir sind immer noch am Anfang und es wird noch eine Weile mit uns sein.“ Merkels erfolgreiche Führung durch diese schwierige Zeit führte zu gewissen Spekulationen darüber, ob sie im Jahr 2021, wenn ihre Amtszeit wie versprochen ausläuft, tatsächlich aus dem öffentlichen Amt ausscheiden wird. Das werden wir nur im Laufe der Zeit erfahren, aber momentan sollte das deutsche Volk, und es wirkt auch als täten sie es, ihre Führung durch diese beunruhigende Zeit schätzen.
Auf der anderen Seite des Atlantiks, unter der Führung von Donald Trump, erfahren die Vereinigten Staaten das Zeitalter der Torheit. Die Reaktion der Vereinigten Staaten auf die Pandemie und die laufend steigenden Todesfälle sind ein Resultat davon, dass man einen ehemaligen Reality-TV-Star als Verantwortlichen für die Handhabung einer solchen Situation hat, und nicht eine Wissenschaftlerin. Anstatt dass auf die Experten gehört wurde und man sich auf die Pandemie vorbereitete, behauptete Trump und seine Verwaltung weiterhin, dass die Pandemie ein Hoax sei. Als weitere Anzeichen dafür, dass er die Krise nicht ernst nahm, ignorierte er die Warnungen seines eigenen Geheimdienstes, kürzte die Mittel für das Programm zur Bewältigung des Problems und entliess wichtige Mitarbeiter in der Abteilung, die für die Bewältigung einer solchen Krise zuständig waren. Als die Epidemie sich so weit ausbreitete, dass sogar Trump die Tragweite davon anerkennen musste, begann er regelmässig wissenschaftlich unerprobte Medikamente als praktikable Behandlungsoption gegen die Krankheit vorzuschlagen. Wäre das nicht schon schlimm genug, schlug Trump dem Volk eines Tages während einer weltweiten Pressekonferenz vor, Desinfektionsmittel als Bekämpfungsmethode gegen die Krankheit einzunehmen.
Obwohl die Mehrheit der Amerikaner und Amerikanerinnen ihre Augen rollten, oder über die Äusserung deren „Präsidenten“ erschüttert waren, waren die Hotlines der Giftnotrufzentrale mit Anfragen zur Sicherheit solcher Aktionen überflutet.
Der Präsident kam später auf seine Äußerungen zurück und behauptete, dass er sarkastisch gewesen sei und verweigerte somit erneut Verantwortung für seine Worte zu übernehmen. Trump hat bis heute noch nicht realisiert, dass es Konsequenzen hat, wenn man die Führungskraft des Freien Landes ist, und zwar, dass die Leute dir zum einen Mal zuhören – unabhängig davon wie lächerlich oder entsetzlich Äußerungen auch sein mögen, die Leute schauen zu einem auf und mit diesem Niveau an Autorität, kommt auch eine gewisse Verantwortung mit. Infolgedessen haben die Vereinigten Staaten bis heute und im Vergleich zur ganzen Welt sowohl die meisten Infektionen, als auch die meisten Todesfälle.
In Zeiten der Unsicherheit und einer Krise, wenn die Leute verängstigt sind, möchten sie sich an eine starke Führungskraft wenden können, die ihnen Antworten, Zusicherungen und am wichtigsten Ehrlichkeit bietet. Das Letzte was die Menschen in diesen Zeiten wollen, ist so ziemlich was die Trump Administration tut: Stammesdenken und parteiische Schuldzuweisungen. Viele Amerikaner fanden sich ohne eine präsente Führungskraft wieder, also wendeten sie sich aus Verzweiflung an jemanden, von dem sie wussten, dass er verlässlich war – den ehemaligen Präsidenten Obama. Die Schliessung der Schulen war für die Jugendlichen schwierig – speziell für High School Abgänger, welche nun ihre Übergangsrituale verpassen, wie auch deren Abschlussball und Graduierung. Um diesen jungen Erwachsenen ein gewisses Maß an Normalität und Zuversicht geben zu können, präsentierte Präsident Obama eine vorab aufgezeichnete nationale Abschlussrede, die in allen großen Sendern des Landes (einschließlich Fox News) ausgestrahlt wurde. In seinen kurzen Anmerkungen machte Obama eine Bemerkung über die Art und Weise wie die aktuelle Administration diese Krise handhabt, ohne ihn beim Namen zu nennen, “Tun, was sich gut anfühlt, was bequem und einfach ist – so denken kleine Kinder. Leider denken viele sogenannte Erwachsene immer noch so, inbegriffen einiger mit noblen Titeln und wichtigen Jobs – darum sind die Dinge auch so verkorkst. Ich hoffe darum, dass du andere bleibende Werte vertrittst wie Ehrlichkeit, harte Arbeit, Verantwortung, Gerechtigkeit, Grosszügigkeit und Respekt für andere.”
Es ist praktisch beispiellos, dass ein ehemaliger Präsident über einen anderen Präsidenten spricht, aber das Land brauchte Führung – sie benötigten Zusicherungen, dass alles in Ordnung sein wird und da die aktuelle Regierung nicht in der Lage dafür war, sprang Präsident Obama ein. Als ich gesehen habe, wie oft seine Worte durch meine Newsfeeds auf meiner Social-Media-Plattform kamen, war klar, dass das Land genau diese Worte so dringend brauchte. Genau dies fehlte dem Land seit dem Amtsabtritt von Obama.
Ich habe es in meinem letzten Blogpost gesagt, und sage es erneut. Ich bin so froh gerade nicht in Amerika zu sein. Ich fühle mich unter dem Schutz und der Führung von Angela Merkel mich viel sichrer und geborgener, als unter dem Schutz und der Führung von Donald Trump. In Merkels Äusserungen bedankt sie sich bei den öffentlichen Fachleuten für ihre Hilfe. Sie greift weder die Medien an, noch Mitglieder der Oppositionspartei, ausserdem macht sie auchkeine falschen Versprechungen. Ihre Worte sind ein Atemzug frischer Luft während diesen schwierigen Zeiten. Wie in dem CNN-Artikel argumentiert wird: “Sie (Merkel) hat einen massiven Aufschwung eingeleitet und das nicht nur in Deutschland, sondern auf der Welt. Denn zum ersten Mal in 150 Jahren steht die Welt vor einer globalen Krise und die Leute schauen nicht nach Amerika um nach weltweiter Führung zu suchen, sondern zu Merkel.
In den letzten Worten meines Manuskriptes (welches höchstwahrscheinlich erneut geändert werden muss) sprach ich über die Krisen, aus welchen Merkel nicht nur Deutschland herausführte, sondern auch die EU. Wie die Professorin Andrea Römmele der Hertie Schule in Berlin argumentierte, “Man wird sich an sie als wahre Krisenbewältigerin erinnern, sie ist unglaublich, wann immer es eine Krise gibt, gibt sie ihr Bestes” Die Tatsache, dass sich die Deutschen in Krisenzeiten an Merkel wenden und die Amerikaner sich für ähnliche Zusicherungen immer noch an den ehemaligen Präsidenten Obama wenden, bestätigt, dass die beiden eine Verbindung zu ihren Nationen haben und dies hilft weiter die Verbindung zwischen den beiden weiter zu erläutern.
Da sich die Einschränkungen in Deutschland lockern, denke ich, dass ich mir eine Pause vom Marketing meines Buches gönne und mir das Buch “Eine Geschichte aus zwei Städten” in die Hände nehme und es endlich in einem von Deutschlands berühmten Biergärten lese.
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